Ernährung, Umwelt und Brustkrebs

Teil 2: Ernährung & Brustkrebs
  

Inhalt dieser Seite:

Energiebilanz, Fett und Brustkrebsrisiko

Alkohol

Eiweiss

Kohlenhydrate

Gemüse, Obst, Früchte

Fazit

Autoren: Dr. K. H. Adzersen, Prof. Ingrid Gerhard (Impressum)
Quellen: siehe Teil 4 (Referenzen)

Ernährung und Brustkrebs

Zwei wesentliche Faktoren, die das Brustkrebserkrankungsrisiko einer Frau verändern können, sind Ernährung und Bewegung. Gesamtenergiezufuhr, körperliche Aktivität durch Bewegung und Sport und die Zufuhr bioaktiver Pflanzenstoffe aus Nahrungsmitteln spielen eine wesentliche Rolle.

Energiebilanz, Fett und Brustkrebsrisiko

Die Energiebilanz - Kalorienverbrauch im Verhältnis zur Kalorienaufnahme - beeinflusst das Auftreten verschiedener Krebsformen beim Menschen und auch von Brustkrebs. Fettreiche Ernährung ist der bestimmende Faktor, der in den westlichen Wohlstandsgesellschaften zu einer weiten Verbreitung von Übergewicht führt. Dies spielt für das nahrungsabhängige Brustkrebserkrankungsrisiko (und andere Krankheiten) eine wichtige Rolle.

Eine energetische Überschussernährung in der Kindheit - zu viel Kalorien über zu viel Fett und zu geringer Energieverbrauch durch zu wenig Bewegung - führt häufig zu einer früh einsetzenden Periodenblutung. Je früher die erste Periode einsetzt, desto mehr Jahre zyklischer Hormonbildung in den Eierstöcken hat eine Frau. Dies ist mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden. Jedes Jahr späterer Beginn der ersten Periode senkt das Brustkrebsrisiko deutlich (pro Jahr Verzögerung um 20%), einfach erreichbar durch intensive sportliche Aktivität so früh wie möglich.

Frauen, die während ihres Erwachsenenlebens, also nach dem 18. Lebensjahr, einen Gewichtsanstieg von mehr als 2 kg erfahren, haben proportional zur Gewichtszunahme eine Zunahme des Brustkrebserkrankungsrisikos in der Zeit nach Eintritt der Wechseljahre (Tretli 1989; Ziegler et al 1996; Huang et al 1997). Auf der anderen Seite kann eine erwachsene Frau wahrscheinlich in jedem Alter ihr Lebenszeitbrustkrebsrisiko durch Gewichtsabnahme senken (Ziegler et al 1996).

Die Schlussfolgerung ist: Um das Brustkrebsrisiko insgesamt niedrig zu halten, sollte frau eine Gewichtszunahme zu vermeiden suchen, d. h. ein normales Gewicht je nach Körperbau zwischen BMI 18 und 25 einhalten. Eine ausgegliche Energiebilanz als erwachsene Frau über Jahre und Jahrzehnte bedeutet ein konstantes Gewicht in allen Lebensabschnitten nach dem 18. Lebensjahr. Durch bewusste und unbewusste Regulation des Essens wird exakt so viel Energie verbraucht wie verzehrt wurde. Werden über längere Zeit vermehrt Kalorien zugeführt, werden diese als Fett abgelagert, das Gewicht steigt. Mit zunehmendem Lebensalter tritt dies leicht ein, wodurch dann das Gesamtrisiko, an Krebs verschiedener Organe wie Dickdarm, Gebärmutterschleimhaut, Brust oder Prostata zu erkranken, steigt. Die effektivste Art, Gewichtzunahme zu vermeiden, ist die Meidung fettreicher Speisen.

Berechnung des Body Mass Index

Body Mass Index = Körpergewicht in kg dividiert durch Körpergröße in Metern zum Quadrat

BMI = kg/m2

Erstrebenswert ist ein BMI für Erwachsene zwischen 20 und 23.

Die Rolle der einzelnen Fettsäuren [gesättigte (tierische) Fette, einfach ungesättigte Fette (Olivenöl, Rapsöl), mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Fisch, Leinsamen und deren Öle)] für die Entstehung von Brustkrebs ist Gegenstand intensiver Forschung. Untersuchungen in Südeuropa weisen darauf hin, dass die dortigen niedrigen Krebsraten möglicherweise mit dem Konsum von Olivenöl zu tun haben. Olivenöl hat, ebenso wie Rapsöl, einen hohen Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren und enthält zahlreiche weitere bioaktive Inhaltsstoffe. In Kombination mit entsprechender gemüsereicher Ernährung, wie dies für mediterrane Kost charakteristisch ist, führt dies trotz häufig relativ hoher Fettzufuhr möglicherweise zu den bekannten niedrigeren Krebsraten im Vergleich zu Mittel- und Nordeuropa.

Alkohol hat dosisabhängig eine leicht brustkrebsrisikoerhöhende Wirkung (Longnecker 1994, Smith-Warner et al 1998), wahrscheinlich über eine Östrogenerhöhung im Blut. Alkohol steigert das Brustkrebsrisiko insbesondere bei Folsäuremangel (zu wenig Gemüse und Salate) (Zhang et al 1999) und in Verbindung mit einer Östrogen-Therapie. Da mäßiger Alkoholkonsum mit ziemlicher Sicherheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, ist die beste Empfehlung folgende: nicht mehr als ein bis zwei alkoholische Getränke pro Tag und gleichzeitig folsäurereiche Ernährung (Weizenkeime, Sojabohnen, Sojaeiweiss, Leber aus Biotierhaltung, Tomaten, Spinat, Hülsenfrüchte, Kohlgewächse, weitere Gemüse wenig gekocht, Vollkornbrot, Weichkäse). Für Frauen, die Alkohol regelmäßig konsumieren, ist die Verringerung ihres Alkoholbverbrauchs eine Möglichkeit, ihr Brustkrebsrisiko zu senken.

Eiweiß - außer als Bestandteil einer fett-, eiweiß- und zuckerreichen Überschussernährung - hat wahrscheinlich wenig Einfluss auf Brustkrebs. Eine gewisse Vorsicht ist bei der Zubereitung von rotem Fleisch geboten, da durch Grillen und Braten bei hohen Temperaturen über 180oC krebserregende Stoffe (heterozyklische Amine) entstehen können, die möglicherweise Brustkrebs erhöhen (De Stefani et al. 1997; Zheng et al 1998; Egan & Giovannucci 1998; Sinha et al 2000).

Kohlenhydrate wie Zucker und Stärke spielen für die Entstehung von Brustkrebs keine spezifische Rolle, so lange deren übermäßiger Konsum nicht zu Überernährung, Übergewicht und zu Veränderungen des Insulinstoffwechsels führt. Chronisch erhöhte Insulinwerte sind mit erhöhten Wachstumsfaktoren verbunden, die das Brustkrebsrisiko möglicherweise erhöhen (Kaaks 1996; Kaaks 2001).

Eine geringe Aufnahme von Gemüsen kann mit einer leichtern Erhöhung des Brustkrebsrisikos verbunden sein (WCRF/AICR 1997). Ein schützender Effekt - besonders von dunkelgrünen, rot-, orange- und gelbgefärbten Gemüsen zeigt sich eher bei Frauen in den fruchtbaren Jahren als nach den Wechseljahren (Zhang 1999). Der Verzehr von Obst und Früchten hat nach dem derzeitigen Kenntnisstand wenig Einfluss auf das Brustkrebsrisiko.

Fazit

Stand: 26.06.2004

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