Mammotome
Biopsie unter Röntgenlokalisation, "geschlossene" Biopsiemethode)2)
Autor: Dr. H.-J. Koubenec (Impressum)
Quelle: eigenes Expertenwissen
Methode
Biopsie von Herden ("Tumoren") unter Röntgenkontrolle, die nur mit der Mammographie zu lokalisieren (orten) sind. Haupteinsatzfeld: verdächtiger (Mikro-)Kalk in der Brust. Der Herd wird durch Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen angepeilt und die Biopsien mit Computerunterstützung entnommen. Untersuchung in Bauchlage. Spezielle Röntgeneinrichtung mit Tisch erforderlich, die nur bei wenigen Spezialisten vorhanden ist (z.Zt. ca. 50 in D). Wegen der relativ dicken Biopsie-Nadel eigentlich schon fast ein operatives Verfahren (semi-operativ).
Entdeckungsmöglichkeit von bösartigen Tumoren
Methode erst seit wenigen Jahren im Gebrauch, erst wenige Untersucher haben größerer Erfahrung mit der Methode. Bei erfahrenen Untersuchern sind Gewebeproben fast so sicher wie die komplette Herausnahme des auffälligen Röntgenbefundes durch Operation.
Sicherheit der Diagnose
Sicher, wenn aus dem auffälligen Herd unter Röntgenkontrolle mehrere Proben entnommen wurden.
Qualität
Gute Ergebnisse, da nur von sehr wenigen entsprechend ausgerüsteten Untersuchern durchgeführt.
Risiken
Das Risiko, Krebszellen zu verschleppen ist bei diesem Verfahren nicht auszuschließen und wegen der größeren Nadel wahrscheinlich größer als bei der Stanzbiopsie. Blutungs- und Infektionsrisiko (größer als bei Stanzbiopsie). Strahlenbelastung durch mehrere zusätzliche Röntgenaufnahmen.
Belastung durch die Untersuchung
Längeres Liegen in Bauchlage mit zusammengedrückter Brust im Mammographiegerät erforderlich. Schmerzen geringer als bei Blutentnahme aus der Vene. Hautschnitt und örtliche Betäubung nötig.
Untersuchungsgründe und Untersuchungsintervalle
Verdächtiger Mikrokalk in der Mammographie und andere auffällige Röntgenherde, die sonst nicht zu lokalisieren sind (d. h.: nicht tastbar und in der Sonographie nicht sichtbar). Fast alle diagnostischen Operationen zur Abklärung von Kalk in der Brust sind durch Stereotaktische Biopsieverfahren vermeidbar.
Stellenwert der Untersuchungsmethode
Zur Abklärung von Mikrokalk oder von nicht tastbaren und in der Sonographie nicht sichtbaren Auffälligkeiten in der Mammographie. Bei getroffenem Herd (Mammographiekontrolle) sicheres Ergebnis. Ein unauffälliges Ergebnis beweist hinreichend sicher die Gutartigkeit. Kein Vorteil gegenüber der Stereotaktischen Stanzbiopsie, die den deutlich kleineren und risikoärmeren Eingriff darstellt, erwiesen. Versuche, das System zu Entfernung ganzer Herde (Tumoren) einzusetzen und bei Bösartigkeit die operative Therapie zu ersetzen wird von Pathologen heftig kritisiert: der Tumor ist in seiner Struktur und insbesondere an den Rändern nicht mehr beurteilbar. Auch bei späterer Operation erschwert der größerer Defekt durch die Biopsie die Beurteilbarkeit. Die Frage, ob der Tumor allseits im Gesunden entfernt wurde, ist erschwert oder nicht mehr zu beantworten.
Anmerkungen:
1) dichte Brust: dicht im Röntgenbild, bei viel Drüsenkörper
oder Bindegewebe. Vor allem bei Frauen in der Geschlechtsreife oder bei Hormoneinnahme
in den Wechseljahren.
2) Biopsie: Gewebeprobe (oder Zellprobe) zur Diagnostik. "Geschlossene
Biopsien" durch Punktion oder Stanzen. "Offene Biopsie" durch
Operation.
Stand: 23.06.2004