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Ergänzende medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten Autor: Dr. H.-J. Koubenec (Impressum) Quellen: KID, Deutsches Krebsforschungzentrum Roche: Brustkrebs eigenes Expertenwissen Die Hormontherapie Östrogen, ein körpereigenes weibliches Geschlechtshormon, kann den Brustkrebs zum Wachsen anregen - besonders dann, wenn der Tumor vermehrt "Empfangsstationen" (so genannte Rezeptoren) für Geschlechtshormone besitzt. 60 bis 80 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen haben einen solchen Hormon-Rezeptor-positiven Tumor und bringen damit die wichtigste Voraussetzung mit, um mit Medikamenten behandelt zu werden, die gegen das Östrogen gerichtet sind. Die Hormontherapie muss über längere Zeit durchgeführt werden, um erfolgreich sein zu können. Die Wirkung Vor den Wechseljahren wird Östrogen in den Eierstöcken produziert, danach in der Nebenniere und im Fettgewebe, allerdings in kleineren Mengen. Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ist bei der Steuerung der Hormonproduktion sehr wichtig. Die verschiedenen Wirkstoffe in der Hormontherapie haben unterschiedliche Angriffspunkte. Die so genannten GnRH-Analoga wirken direkt auf die Hirnanhangdrüse. Die Aromatasehemmer blockieren Enzyme, die für die Bildung von Östrogen gebraucht werden. Dadurch wird die Bildung von Östrogenen vermindert. Manche Wirkstoffe beeinflussen die Östrogenrezeptoren selbst, indem sie diese Rezeptoren besetzen (Antiöstrogene) oder ihre weitere Bildung hemmen (Gestagene). Welche Hormontherapie bei Ihnen angewendet werden kann, hängt auch davon ab, ob die Wechseljahre vor oder hinter Ihnen liegen. Entscheidend ist weiter, ob der Brustkrebs bei Ihnen neu festgestellt wurde (Primärerkrankung) oder ob die Krankheit nach der Erstbehandlung wieder aufgetreten ist (Rezidiv). Wird Ihr Hormonhaushalt verändert? Ja. Es können Beschwerden auftreten, die denen der Wechseljahre ähnlich sind, wie Hitzewallungen, Übelkeit und wechselhafte Stimmungen. Manche Wirkstoffe können auch zu einem Nachlassen der sexuellen Lust oder zur Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen führen. Aber die Hormonbehandlung wird in aller Regel gut vertragen. Die Chemotherapie Krebszellen teilen sich sehr schnell - schneller als die meisten anderen Zellen im Körper. Genau da setzen Chemotherapeutika an: Diese Medikamente zerstören Zellen, die sich rasch teilen. Mit der Chemotherapie sollen vorhandene Metastasen getroffen oder ihrer Bildung vorgebeugt werden. Auch gegen schnellwachsende Tumore wird sie eingesetzt. Für Hormon-Rezeptor-negative Patientinnen, bei denen der Tumor also nur wenige Hormonrezeptoren hat, ist sie eine wichtige Alternative zur Hormontherapie. Nebenwirkungen sind unvermeidlich Bei der Chemotherapie werden nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde, sich schnell teilende Zellen geschädigt, wie etwa die Haarwurzelzellen und die Zellen des Magen-Darm-Trakts: Deshalb können Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen die Folge sein. Der Haarausfall tritt keineswegs bei allen Chemotherapien auf, sondern nur bei den etwas "stärkeren" Medikamenten. Auch die weißen und roten Blutkörperchen und die Blutplättchen werden vermindert, so dass der Körper gegenüber Infektionen anfälliger werden kann und das Blutungsrisiko sowie das Risiko der Entstehung einer Blutarmut (Anämie) zunehmen. Der Haarausfall kann zwar nicht verhindert, aber überbrückt werden - mit einer Perücke, die Ihnen Ihr Arzt verschreibt. Nach der Chemotherapie wachsen die Haare wieder vollständig nach. Die Übelkeit wird mit Medikamenten eingedämmt, und andere Arzneimittel regen das Wachstum der weißen Blutkörperchen an. Mit Hilfe des gentechnisch hergestellten Hormons Erythropoietin (rhEPO) besteht die Möglichkeit, die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die Hämoglobinkonzentration zu erhöhen, d. h. die Blutarmut zu korrigieren. Dadurch verbessert sich Ihr Wohlbefinden und auch Ihre Leistungsfähigkeit. Wenn die Nebenwirkungen zu stark werden, kann auch eine Pause eingelegt oder die Dosis verringert werden. Das Therapie-Schema Bei der Chemotherapie werden verschiedene Substanzen kombiniert. Dazu wird vorab festgelegt, wann Sie wie viel von welchem Medikament bekommen. Dieser Zeit- und Mengenplan heißt Therapie-Schema. Das älteste Chemotherapie-Schema, das CMF-Schema, besteht aus den Substanzen Cyclophosphamid, Methotrexat und 5-Fluorouracil. Die erste Behandlung findet meist im Krankenhaus statt. Die folgenden, im Abstand von drei bis vier Wochen, können oft ambulant in der Klinik oder auch bei einem niedergelassenen, auf Chemotherapie spezialisierten Arzt durchgeführt werden. Weitere häufig eingesetzte Medikamente in der Behandlung des Brustkrebses sind die schon seit längerem bekannten Anthrazykline und die relativ neu entwickelten Taxane. Mehr siehe: Chemotherapie-Schemata. Neue Substanzen bieten neue Chancen Derzeit werden fast wöchentlich neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie bewährte und neue Chemotherapeutika angewendet und dosiert werden können. Auch Kombinationen (zum Beispiel aus Chemotherapie und Antikörpertherapie) werden schon eingesetzt. Welche Therapie für Sie die richtige ist, hängt also auch von den aktuellen Forschungsergebnissen ab - und von Ihrem Alter, Ihrem Allgemeinzustand und von der Situation Ihres Tumors. Die Bestrahlung Neben der medikamentösen und der operativen Therapie hat die Bestrahlung einen bedeutenden Stellenwert bei der Behandlung des Brustkrebses. Auch sie wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt. Die Strahlen schädigen das Erbgut der Zellen. Krebszellen haben ein schlechter funktionierendes Reparatursystem als normale, gesunde Zellen: Sie können die Bestrahlungsschäden schlechter ausgleichen und sterben ab. Der Ablauf Die Bestrahlung wird heute mittels Computertomographie geplant, damit so wenig gesundes Gewebe wie möglich getroffen wird. Die Behandlung beginnt in der Regel drei Wochen nach der Operation - wenn die Wundheilung abgeschlossen ist - und dauert etwa fünf bis sechs Wochen. In dieser Zeit wird fünfmal in der Woche für rund zwei Minuten behandelt. In welchen Fällen wird bestrahlt? Routinemäßig wird bestrahlt, wenn die Brust bei der Operation erhalten wurde. Eine Bestrahlung ist aber auch sinnvoll, wenn der Tumor nicht komplett entfernt werden konnte oder der Brustmuskel und/oder die Lymphknoten der Schlüsselbein-Region betroffen sind. Auch manche Tochtergeschwülste, etwa im Knochengerüst, können bestrahlt werden. Mehr siehe: Bestrahlung der Brust Die Schmerzbehandlung Schmerzen - durch den Tumor selbst oder die Tochtergeschwülste verursacht - können durch unterschiedlich starke Schmerzmittel ausgeschaltet oder zumindest wirksam gelindert werden. Manchmal hilft schon Acetylsalicylsäure, manchmal sind stärkere Mittel, auch Morphium, nötig. Dieses hat außer Verstopfung wenig Nebenwirkungen. Die Suchtgefahr ist bei den neueren Morphium-Präparaten eher gering und bei weit fortgeschrittenem Brustkrebs nicht von großer Bedeutung, wenn man sie mit dem Nutzen vergleicht, schmerzfrei zu sein. Alternativ zum Morphium gibt es bei quälenden Knochenmetastasen auch die Möglichkeit, so genannte Radionuklide einzusetzen. Diese Strahlenwirkstoffe (zum Beispiel Rhenium und Samarium) docken an den Knochenmetastasen an und verhelfen einem Großteil der Patientinnen zu einer deutlichen Schmerzlinderung. Knochenschmerzen Durch die Absiedelungen des Brustkrebses können Tumorzellen auch im Knochengerüst Schaden anrichten: Sie aktivieren Zellen, die Knochensubstanz abbauen, so genannte "Knochenfress-Zellen". Der Knochen wird lokal zerstört, was heftige Knochenschmerzen verursachen oder sogar zu Knochenbrüchen führen kann. Mit einer Gruppe von Substanzen, den Bisphosphonaten, kann dieser Vorgang aber gestoppt werden: Knochenbildende Zellen werden zum Wachstum angeregt, die Knochenschmerzen werden abgeschwächt und die Gefahr von Knochenbrüchen sinkt. Zurzeit werden Bisphosphonate nur in einer Situation eingesetzt, wo bereits Knochenmetastasen aufgetreten sind. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Gabe von Bisphosphonaten auch als vorsorgliche Maßnahme sinnvoll sein kann: sowohl gegen die Bildung von Knochenmetastasen als auch zur Festigung des Knochenskeletts, das durch die vorangegangenen Therapien (Chemotherapie) oft in Mitleidenschaft gezogen wurde. Lymphstau Wenn Lymphknoten aus der Achselhöhle operativ entfernt wurden, kann es passieren, dass das Gewebswasser nicht mehr gut abfließen kann und sich staut. Die Lymphflüssigkeit lagert sich auch in das Gewebe des Arms ein, der Arm schwillt an. Dieses so genannte Lymphödem ist unangenehm und schmerzhaft. Es wird durch eine spezielle Massagetechnik, die Lymphdrainage, behandelt: Die Lymphe wird zurück in die Lymphgefäße und ins Blut gedrückt. Unterstützend kann der betroffene Arm hochgelagert und mit Binden gewickelt oder Tragen eines Armstrumpfes behandelt werden. Um einem Lymphstau vorzubeugen, sollten Sie Hitze (zum Beispiel in der Sonne, der Sauna oder beim Bügeln) und extreme Kälte meiden. Zudem sollte der Arm, an dem die Achselhöhle operiert wurde, von Blutentnahmen und Spritzen und andere Verletzungen verschont bleiben. Beim Sonnen sollte der Arm zumindest anfänglich abgedeckt werden, Sonnen in Maßen ist aber nicht schädlich. Bestrahlte Hautbereiche vertragen die Sonne schlecht. Saunabenutzung kann - nach individueller Abklärung mit dem Arzt, allmählich wieder begonnen werden. Leichte sportliche Betätigung schadet nicht. Grundsätzlich kann jede Sportart ausgeübt werden, je nach Beanspruchung des Armes unterschiedlich intensiv. Kommt es zu einem Lymphödem, so muss zunächst untersucht werden, ob die Ursache nicht ein erneutes Krebswachstum in der Achselhöhle ist. Wenn nicht, kann die Schwellung durch manuelle Lymphdrainage behandelt werden. Körperpflege bei Bestrahlung: - Vermeiden Sie Druck auf die Haut
- Verzichten Sie auf Deo und Parfüm
- Pflegen Sie sich mit Baby-Puder oder -Öl
Stand: 26.06.2010
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