Nach der Operation

Das Ergebnis der Gewebeuntersuchung kommt ...
 

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Tumorstadium und andere Prognosefaktoren

Entscheidung über ergänzende Therapie

Autor: Dr. H.-J. Koubenec (Impressum)
Quellen: KID, Deutsches Krebsforschungzentrum
Roche: Brustkrebs
eigenes Expertenwissen

Nach der Operation: Das Ergebnis der Gewebeuntersuchung kommt...

Tumorstadium und andere Prognosefaktoren

Oft mit bangem Warten verbringen viele Frauen die Tage nach der Operation, sie wollen endlich wissen, wie schlimm ihr Tumor nun ist und welche Chancen auf Heilung sie haben. Dann endlich kommt der Befund der Gewebeuntersuchung (Histologie) und der Arzt wird mit Ihnen das Ergebnis besprechen. Erst anhand dieser Befunde läßt sich die Schwere einer Tumorerkrankung ungefähr einschätzen. Es kann entschieden werden, ob Ihnen - außer einer eventuellen Bestrahlung bei Brusterhalt - noch eine ergänzende Behandlung vorgeschlagen wird. In Ihrem Tumorgewebe werden von den Pathologen eine ganze Reihe von Tumormerkmalen bestimmt, die sich z.T. in einer Klassifikation des Tumor wiederfinden, dem sog. TNM-Schema, oder Ihrer persönlichen Tumorformel. Sie sollten sich ruhig vor dem Gespräch mit dem Arzt etwas über die Stadieneinteilung informieren: die Tumorgröße, der eventuelle Lymphknotenbefall, das sog. Grading, und die Hormonrezeptoren sind die wichtigsten Merkmale. Dann können Sie Ihren persönlichen Befund leichter verstehen und gleich einige Fragen stellen. Wenn Sie bei der Befundbesprechung zu aufgeregt sind oder alles gleich wieder vergessen haben, scheuen Sie sich nicht, einige Tage später nochmals um ein Gespräch zu bitten.  

Entscheidung über ergänzende (adjuvante) medikamentöse Therapie nach der Operation

Ist die operative Therapie beendet und wurden bei den Untersuchungen keine Tumorabsiedelungen in Ihrem Körper gefunden, so müssen die Ärzte  überlegen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Tumorzellen über Blut-und Lymphgefäße in den übrigen Körper abgeschwemmt worden sind. Diese könnten eventuell weiter wachsen und zur Streuung der Erkrankung führen (Metastasen). Je nachdem, wie groß diese Gefahr erfahrungsgemäß eingeschätzt wird, wird man Ihnen zu einer zusätzliche Therapie mit Medikamenten raten. Da die Wahrscheinlichkeit einer Streuung nicht sicher vorherzusagen ist, kann man nur auf der Basis von statistischen Daten Empfehlungen geben. Von der ergänzenden Behandlung haben zwar erwiesenermaßen einige Frauen einen Nutzen, indem sie länger ohne Erkrankung leben, aber es werden leider mehr Frauen umsonst behandelt, für die die Therapie keinen Nutzen hat. Diese Überlegungen sollten Sie in Ihre Entscheidung mit einbeziehen, wenn Ihnen ihre Ärzte zu einer adjuvanten medikamentösen Therapie raten. Eine große Rolle spielen natürlich die Nebenwirkungen, die Sie in Kauf nehmen müssen.

Diese Entscheidung über einen adjuvanten Therpievorschlag sollte möglichst nicht von einem Arzt alleine getroffen werden. In Tumorschwerpunkt-Krankenhäusern und Kliniken, die Mitglied eines Tumorzentrums sind, ist es Routine, dass die Therapievorschläge interdisziplinär, d. h. von einer Gruppe von Ärzten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam erarbeitet werden. Erkundigen Sie sich möglichst vor Ihrer Behandlung, ob die Klinik einem Tumorzentrum angehört.

Da die Aussaat von Tochterzellen häufig über das Lymphsystem erfolgt, gibt die feingewebliche Untersuchung der Lymphknoten wichtige Hinweise: Bedeutsam ist hierbei, ob und wie viele Lymphknoten von Tumorzellen befallen sind. Mit der Anzahl befallener Lymphknoten steigt die Gefahr, dass sich ausgesäte Tumorzellen versteckt im Körper befinden (Mikrometastasen).

Lymphknotenbefund und weitere Faktoren zur Einschätzung der Höhe des Rückfallrisikos nennt man in der Fachsprache Prognosefaktoren. Die Prognosefaktoren helfen dem Arzt dabei, den Nutzen einer ergänzenden Therapie abzuschätzen. Nach dem derzeitigen Wissensstand kann die adjuvante Therapie mit Zytostatika oder hormonell wirksamen Substanzen bewirken, dass mehr Patientinnen langfristig ohne Anzeichen eines Erkrankungsrückfalls leben, als dies mit alleiniger örtlicher Behandlung der Fall wäre.

Der Nutzen einer adjuvanten Therapie ist je nach Erkrankungssituation unterschiedlich: Vielen Patientinnen mit Tumorzellbefall der Lymphknoten kann die adjuvante Therapie deutlich helfen. Von den Patientinnen ohne Befall der Lymphknoten haben weniger Frauen einen Vorteil - bei ihnen sind von vornherein seltener versteckte Krebszellen im Körper vorhanden. Da die behandelnden Ärzte aber nicht sicher beurteilen können, welche Patientinnen ohne Lymphknotenbefall die Therapie brauchen und welche nicht, gehen die internationalen Empfehlungen dahin, dass derzeit alle Patientinnen, bis auf eine kleine Gruppe mit sehr geringem Rückfallrisiko, eine adjuvante medikamentöse Therapie erhalten sollten, um ihr Rückfallrisiko zu senken.

Hilfestellung für einen gezielteren Einsatz der adjuvanten Therapie erwarten sich Fachleute durch den Einsatz von neueren Prognosefaktoren, die aber noch auf ihre Aussagekraft geprüft werden.

Vor der Therapie ist in der Regel ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über den zu erwartenden Nutzen einerseits und die möglichen Nebenwirkungen andererseits angebracht. Die Wahl der medikamentösen Therapie, Chemotherapie oder Hormontherapie, richtet sich vor allem nach dem Untersuchungsbefund der Lymphknoten, dem Lebensalter, dem Gehalt des Tumors an Hormonrezeptoren, der Tumorgröße und dem Grading der Tumorzellen.

Ein völlig neuer Ansatz in der medikamentösen Therapie von Krebserkrankungen ist die Behandlung mit spezifischen Antikörpern. Da diese Therapie zurzeit nur für die Behandlung von Metastasen zugelassen ist, wird sie dort beschrieben.

Stand: 1.5.2010