Brusterhaltende Operationen (BET)

(Segmentresektion, Quadrantenresektion, weite Tumorexzision (wide excision))
 

Inhalt dieser Seite:

Welcher Brustkrebs kann brusterhaltend operiert werden?

Grundlegenden Regeln bei brusterhaltenden Operationen

Operationstechniken

Autoren: Dr. M. Krauth (Impressum), Dr. H.-J. Koubenec (Impressum)
Quelle: eig. Expertenwissen

Welcher Brustkrebs kann brusterhaltend operiert werden?

Noch vor 20 Jahren wurde bei Brustkrebs grundsätzlich die Brust abgenommen, also die sog. Ablatio oder Mastektomie durchgeführt, weil man Sorge hatte, der Krebs würde an der gleichen Stelle wiederkommen.

Heute weiß man, dass die Gefahr des Wiederauftreten des Brustkrebses an gleicher Stelle, das sog. Lokalrezidiv, genauso niedrig ist, wenn man nur den Knoten mit Sicherheitsabstand entfernt und die betroffene Brust nach der Operation einer Srahlenbehandlung unterzieht.

Die nachfolgende Strahlenbehandlung ist also die Bedingung für die brusterhaltende Operation.

Es gibt aber noch andere Voraussetzungen, die erfüllt sein sollten, um eine Patientin nicht durch eine brusterhaltende Operation zu gefährden:

  1. Der Knoten ist nicht größer als 2 cm.
  2. der Knoten liegt weit genug von der Brustwarze entfernt und hat keine Verbindung zu ihr.
  3. Der Knoten hat keinen entzündlichen Anteil.
  4. Der Knoten hat keine Ausläufer in die umliegenden Milchgänge.
  5. Der Knoten geht von den Drüsengängen, nicht von den Drüsenläppchen aus.

Meistens sind diese Eigenschaften des Tumors schon vor der eigentlichen Operation durch die bildgebenden Verfahren wie Mammographie, Ultraschall oder Tomographie abklärbar oder der Knoten wurde durch unblutige Probeentnahme schon genau erkannt.

In manchen Fällen ist bei Tumoren über 2 cm Größe eine medikamentöse Behandlung über 2 bis 4 Monate geeignet diesen so zu verkleinern, dass eine brusterhaltende Operation möglich ist, die sog. neoadjuvante Chemotherapie.

Was sind die grundlegenden Regeln bei brusterhaltenden Operationen?

Wenn man aus einer Brust einen Knoten mit einem Sicherheitssaum und in vielen Fällen mit einem mehr oder minder großen Hautanteil entfernt, hat der Operateur onkologisch, d. h. krebstherapeutisch, richtig operiert.

Er hinterlässt aber eine Narbe, einen Volumendefekt und einen Hautdefekt. Würde man das einfach zusammennähen, wäre eine Einziehung oder Delle, ein Schielen der Brustwarze, eine Narbe im Dekolleté und eine Ungleichheit beider Brüste.

Die Aufgabe der onkoplastischen Brustoperation ist es, krebstherapeutisch sicher und plastisch, d. h. mit einem guten kosmetischem Ergebnis, zu behandeln:

  1. Narben sollten möglichst im verdeckten "B-H-Bereich", am Brustwarzenrand oder der unteren Brustfalte liegen.
  2. Dellen sollten "gefüllt" werden oder unsichtbar versteckt sein.
  3. Brustwarzen dürfen nicht "schielen".
  4. Die Brustform sollte harmonisch und der anderen Seite ähnlich bleiben.

Dazu stehen dem erfahrenen Brustspezialisten viele Techniken zur Verfügung. Er muss im individuellen Fall entscheiden, wie das kosmetisch günstigste Ergebniss bei sicherer Krebsoperation erzielbar ist. Dies kann im Einzelfall auch bedeuten, dass die Brustabnahme mit anschließendem Wiederaufbau vom ästhetischen Ansatz her günstiger ist.

Ausschlaggebend ist der Sitz des Knotens in der Brust, dazu ist es sehr hilfreich, die Brust in 4 gleiche Teile aufzugliedern. Für jedes Viertel gibt es Operationsverfahren, die sich besonders eignen. Der umrandete Bereich um die Brustwarze herum zeigt die Zone, in der nur in individuell zu entscheidenden Ausnahmesituationen brusterhaltend operiert werden kann.

Wie sieht so eine Operation hinterher aus?

1: Im oberen inneren Bereich der Brust kommt ein Schnitt am Rand der Brustwarze oder auch im Schatten des Dekolletés in Frage, wenn keine Haut mitzuentfernen ist. Ein sichtbarer Gewebeverlust (Delle) kann dadurch vermieden werden, dass Drüsengewebe vom Grund der Brust in die Delle hineingeschwenkt wird und so das Loch aufgefüllt ist.

2: In den beiden unteren Vierteln wird nach Möglichkeit von der unteren Brustfalte her operiert, da diese Narbe immer von der darüberfallenden Brust überdeckt wird. Liegt der Knoten sehr oberhalb dieser Linie, wird ebenfalls vom Warzenrand ausgegangen.

3: Im oberen äußeren Viertel, dem am häufigsten betroffene Teil der Brust, kommt wieder der Warzenrand, aber auch die vordere Achsellinie in Betracht.

4: Große Haut-Gewebeverluste, d. h. wenn deutlich mehr als ein Viertel der Brust entfernt werden muss, werden heutzutage mit Hautmuskellappen vom Bauch oder vom Rücken, an sehr spezialisierten Zentren auch vom Gesäß, versorgt. Dies sind aufwändige plastische Operationen, die Techniken werden im Kapitel Wiederaufbau der Brust mit Eigengewebe erklärt.

Brusterhaltend zu operieren und den entstandenen Gewebedefekt mit speziell geformten Prothesen aus Silikon zu füllen, ist heute verlassen worden, da die Resultate sehr schlecht waren und sich vor allem nach der Bestrahlung die Prothesen wie ein Druckgeschwür von innen durch die Haut gearbeitet haben.

Stand: 22.06.2004