Nach der Behandlung: Wie geht es weiter?
Unterstützende Maßnahmen
Autor: Dr. H.-J. Koubenec (Impressum)
Quellen: KID, Deutsches Krebsforschungzentrum
Roche: Brustkrebs
eigenes Expertenwissen
Viele Patientinnen wollen nach einer Brustkrebserkrankung nicht weiterleben wie zuvor; sie möchten etwas für sich tun und selbst zum Heilungsprozess beitragen. Dabei suchen sie oft Hilfe bei der sog. Alternativen Medizin. Manchmal ist es auch die Enttäuschung von der herkömmlichen Medizin oder die Verzweifelung, wenn es keine Aussicht auf Heilung gibt. Der Begriff ist nicht genau definiert. Man versteht darunter sowohl Methoden der ergänzenden natürlichen Heilweise, deren Wirkung bewiesen ist, als auch Methoden mit unbewiesener Wirksamkeit sowie die Tätigkeiten von Heilpraktikern, Heilern und Scharlatanen.
Über die beschriebenen erprobten Behandlungsverfahren wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie hinaus wird für die Therapie von Krebserkrankungen vor allem eine Vielzahl von Medikamenten und Methoden angeboten, deren Wirksamkeit gegen Krebs mit den Mitteln der wissenschaftlich-klinischen Prüfung nicht nachgewiesen wurde (Methoden mit unbewiesener Wirksamkeit). Die strenge Vorgehensweise bei der wissenschaftlich-klinischen Prüfung wurde entwickelt, um möglichst sicher entscheiden zu können, ob eine Methode wirksam ist oder nicht. Durch ihre Regeln können viele Irrtümer bei der Beurteilung vermieden werden.
Einige dieser Methoden werden auch als "biologisch" oder "alternativ" bezeichnet. Den meisten davon wird zugeschrieben, dass sie die körpereigene Abwehr, das Immunsystem, "stärken" und damit auch gegen Krebszellen aktivieren sollen. Die Immunabwehr funktioniert aber in einem komplexen und komplizierten Zusammenspiel vieler Faktoren, das noch lange nicht vollständig untersucht und geklärt ist. Bei einigen Präparaten weiß man, dass sie tatsächlich Veränderungen im Immunsystem auslösen können. Aber ob sich diese Effekte günstig auf eine Krebserkrankung und die allgemeine Gesundheit auswirken, ist weit weniger klar. Auch unerwünschte Wirkungen sind nicht auszuschließen.
Am verbreitetsten sind Zubereitungen aus der Mistel und aus tierischen Organen, oft aus der Thymusdrüse. Einige dieser Präparate gibt es schon sehr lange, und manche Ärzte haben damit gute Erfahrungen bei der Besserung des allgemeinen Wohlbefindens der Patienten gemacht. Ob die beobachteten positiven Wirkungen aber auf der Behandlung beruhen oder eher darauf, dass der Patient das Gefühl hat, es werde etwas für ihn getan (sogenannter Placeboeffekt), kann bis heute niemand mit Sicherheit sagen.
Andere Methoden wiederum werden als schnelle und erfolgreiche Umsetzung neuester Forschungserkenntnisse angeboten. Hier kann eine Einschätzung sehr schwierig sein. Oft gründen sich solche Behandlungsmethoden auf Verfahren, die bisher nur an Zellkulturen oder bei Labortieren untersucht wurden und über deren Wirkungen beim Menschen noch zu wenig bekannt ist. Teilweise werden auch Behandlungsverfahren weiter eingesetzt, obwohl sie mangels überzeugender Wirksamkeit von der Mehrheit der damit beschäftigten Ärzte und Wissenschaftler bereits wieder aufgegeben wurden. Außerdem ist es mitunter schwierig, die für die Beurteilung notwendigen Einzelheiten solcher Methoden in Erfahrung zu bringen, da sie nirgendwo veröffentlicht wurden.
Besondere Vorsicht ist immer dann geboten, wenn ein Mittel oder eine Methode nicht zusätzlich zur üblichen Therapie, sondern statt dieser empfohlen wird. Auch sollte man immer zuerst klären, ob die zum Teil hohen Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.
Für die meisten dieser Methoden wird auch damit geworben, dass sie nicht schaden. Es ist richtig, dass - zumindest bei den seit langem verwendeten Mitteln - die Nebenwirkungen nicht so stark sind wie z. B. die einer Chemotherapie. Sie können aber sehr wohl bestimmte Laborwerte verändern oder grippeähnliche Krankheitszeichen hervorrufen. Deshalb sollte die Patientin zumindest über die Anwendung aller nicht verordneten Methoden den behandelnden Arzt informieren, damit er solche Symptome oder Veränderungen richtig interpretieren kann.
Stand: 26.06.2004